Was ist Demenz
Den Verlust erworbener kognitiver, emotionaler und sozialer Fähigkeiten fasst man unter den Begriff Demenz (lat. dementia) zusammen. Im angloamerikanischen wurde der Begriff Demenz wegen seiner Stigmatisierung durch kognitiv impairment ersetzt. Eine derartige Entwicklung ist auch in der deutschen Klassifikation zu erwarten. Vor allem betroffen ist das Kurzzeitgedächtnis, das Denkvermögen, die Sprache, die Motorik und (oft) die Persönlichkeit.
Derzeit leiden in Österreich rund 115.000 Menschen an Demenz. Mit dem Alter steigen Inzidenz- und Prävalenzzahlen, sodass für das Jahr 2050 mit 230.000 Erkrankten gerechnet wird.
Neurochemische Veränderung
Der Kortex von vier Neuronensystemen innerviert, die durch verschiedene Neurotransmitter (Acetylcholin, Serotonin, Noradrenalin und Dopamin) charakterisiert sind. Gesichert ist die Schlüsselrolle des Neurotransmitters Acetylcholin im Zusammenhang mit Lern- und Gedächtnisprozessen. Bei Alzheimer Desease (AD) ist das cholinerge System am stärksten und am frühesten betroffen und weist (im Vergleich zu Gesunden) einen verminderten Acetylcholin-Gehalt auf (30% bis 75%). Acetylcholinsynthese – Rate korreliert mit dem Niveau der kognitiven Fähigkeiten.
Therapieansatz: „Substitution” der verminderten cholinergen Neurotransmitter (Hemmung der Acetylcholinesterase)
Die morphologischen Kriterien sind Zytoskelett-Veränderungen mit neuritische Plaques, Neurofibrillendegeneration und Bildung doppelhelixartiger Filamente, Tau-Protein-Triplets und der Nachweis von ß-Amyloid-Ablagerung (Aß) außerhalb der Nervenzellen (bislang ungeklärter Zusammenhang). Diese Zytoskelett-Veränderungen führen zur Hirnatrophie.
Demenzformen
Klassische bisherige Formen (Alzheimer Desease, vasculäre Demenz und Lewy-Bodies Demenz) werden zunehmend abgelöst durch das Unterscheidungsmerkmal Alter des Patienten bei der Diagnose – frühe Formen (vor dem (50) 60 Lebensjahr) und späte Formen (nach dem 60 (50) LJ). Demenz ist eine klassisch degenerative Erkrankung.
Differentialdiagnosen – Erkrankungen mit Gedächtnisstörungen
Neurologische Erkrankungen – intrakranieller Tumor, subdurales Hämatom, Hydrozephalus
Psychiatrische Krankheiten – depressionsbedingte Pseudodemenz (sehr häufig)
Internistische Erkrankungen – Schilddrüsenfunktionsstörungen, Suchterkrankungen Einnahme bestimmter Medikamente
Delir: Akute Manifestation und rasche Entwicklung der Symptomatik, fluktuierender Tagesverlauf, kognitive Defizite mit Bewusstseinsstörungen, Aufmerksamkeits-
und Wahrnehmungsstörungen, psychomotorische Unruhe, Störungen des Schlaf-/Wach-Rhythmus; Flüssigkeitsdefizite, -verlust ist eine häufige Ursache bei älteren, betagten Menschen.
Mild cognitive impairment, MCI (= keine Demenz): Subjektiv empfundene Gedächtnisprobleme, Neuropsychologische Testleistungen mit durchschnittlich 1.5 Standardabweichungen schwächer als entsprechende Altersnormwerte, normale Aktivität im täglichen Leben, Beeinträchtigung nur bei sehr komplexen Alltagsaufgaben, normale allgemeine kognitive Leistung.
Diagnosestellung
Umfassende möglichst früh einsetzende fachärztliche Untersuchung und Befunde (Blut- und Liquor-Analysen, CT/MRT, fMRT, MR-Spektroskopie, PET).
Symptomverlauf bei AD (60-80%)
Beginnt mit Störungen der Merkfähigkeit, des Gedächtnisses, räumlicher Orientierungsstörungen, langsames Fortschreiten
Zunehmen des Vergessens – Namen, wichtige Ereignisse, Termine, Situationen, verirren in nicht vertrauter Umgebung, biographische Rückorientierung (Erinnern an lang zurück Liegendes)
“Gedächtnisinseln” speziellen Wissens bleiben lange erhalten
Erhaltene “Fassade” am Beginn der Erkrankung
Aphasie = Sprachbeeinträchtigung
Apraxie = Störung in der Ausführung willkürlicher, zielgerichteter und geordneter
Bewegungen bei intakter motorischer Funktion
Agnosie = Erkenntnisschwäche der Sinne
Einbuße von Kompetenz und Funktion familiärer, sozialer und beruflicher, länger als 6 Monate anhaltend
Klares Bewusstsein
Verhaltensauffälligkeiten (häufig) im fortgeschrittenen Krankheitsverlauf
Therapeutische Ansätze
Behandelbare Risikofaktoren für Schlaganfall und Demenz sind ident – Bluthochdruck, Zuckerkrankheit, erhöhtes LDL-Cholesterin und Zigarettenrauchen
Medikamentöse Alzheimer Prävention ist bis heute nicht gesichert.
Nichtmedikamentöse Demenzprävention im Sinne einer gesunden Lebensweise
– Körperliche Aktivität – drei Mal/Woche je eine Stunde
– Denkaktivitäten – Brettspiele, Musizieren, Lesen
– Bildung – je höher der Ausbildungsstand, desto geringer ist das Demenzrisiko.
– Soziale Interaktionen (emotionale Aktivität)
– “Gesunde Diät” wie Gemüse (vor allem Blattgemüse), Obst und wöchentlich Fischmahlzeiten
Unbeeinflussbare Risikofaktoren sind
– Lebensalter (Verdoppelung der Demenzhäufigkeit alle fünf Jahre ab dem 60. LJ)
– Geschlecht: Frauen erkranken doppelt so häufig wie Männer
– Genetische Faktoren (besonders das Erbmerkmal “Apolipoprotein Eε4”)
Apolipoprotein Eε4″)
Die genannten Informationen stammen von der Internetseite des Sozialministeriumsservice.